Das St. Elisabethenhaus in der Sophienstraße steht vor dem Aus. Ende des Jahres wird das Altenheim abgerissen. Vor gut einem Jahr übergaben die Niederbronner Schwestern dessen Trägerschaft an die Caritas und verkauften das Gebäude an die Baugenossenschaft Familienheim. „Der alte Orden hat das Haus seit der Nachkriegszeit gut betrieben“, lobt Hans-Gerd Köhler, Vorsitzender der Caritas. Den Abriss Ende des Jahres könne man dennoch nicht verhindern.
Mit der neuen Landesheimbauverordnung müssen Pflegeheime neue Anforderungen erfüllen. „Diese besagen, dass es beispielsweise nur noch Einzelzimmer geben darf und Sanitäranlagen direkt im Zimmer untergebracht sein müssen“, erklärt Köhler. Die Modernisierung des St. Elisabethenheims hätten die Niederbronner Schwestern aus finanziellen Gründen nicht umsetzen können. „Außerdem werden die Schwestern auch älter, und es fehlt an Nachwuchs“, ergänzt Köhler. Das Gebäude nach den Vorschriften für den weiteren Pflegebetrieb umzubauen, wäre baulich so nicht möglich gewesen, benennt Köhler das Problem. Ende Dezember wird das Haus abgerissen. Das betrifft auch die angeschlossene Kindertagesstätte Agnes. Die Familienheim eG beginnt im Anschluss daran mit dem Neubau. Einziehen dürfen voraussichtlich 2020 durch die Caritas betreute Wohngemeinschaften für Senioren. Ziel ist es, dass ältere Menschen möglichst lange selbstständig in Wohnungen leben können. Zudem wird es Platz für Studenten sowie ein Caritas-Familienzentrum und Räumlichkeiten für das Kinderhaus Agnes geben. Dessen Zuhause wird ab September vorübergehend das Caritas Waldheim sein.
Sowohl Bewohner als auch Mitarbeiter des St. Elisabethenhauses ziehen seit Bekanntgabe der Schließung sukzessive in die Pflegeheime St. Franziskus in der Südweststadt und St. Valentin in Daxlanden um. Gut zwei Drittel hätten dies bereits getan: „Die Übergangsphase ist eine Balance zwischen der Auflösung und dem Erhalt des Bestands“, meint Köhler. Die vier letzten Niederbronner Schwestern des Hauses werden nur noch bis April dort sein. Zum Bedauern der Verantwortlichen kehren sie in Dependancen des Ordens zurück. „Sie haben stark zur Atmosphäre des Hauses beigetragen“, berichtet Köhler.
Seit 2016 liegt der Fokus des Pflegeheims, unter anderem bedingt durch das nahende Ende, verstärkt auf Kurzzeit- und Verhinderungspflegeplätzen. Pflegebedürftige, deren Angehörige sie dauerhaft häuslich betreuen, werden vorübergehend stationär gepflegt. Alle Plätze, die durch den Umzug eines dauerhaften Heimbewohners in eine andere Einrichtung frei werden, stehen nun für diese Art der Pflege bereit. Bis zu 45 Plätze seien das bis zur endgültigen Schließung, weiß der Einrichtungsleiter des St. Elisabethenhauses, Manfred Grich. „Als Angehörige konnten sie vorher nie langfristig planen, ob sie zu gegebenem Zeitpunkt wirklich in Urlaub fahren können. Die Verhinderungspflege ist dafür da, pflegenden Angehörigen eine Auszeit zu gönnen“, betont der Caritas-Vorsitzende Köhler. Die Bedürfnisse des Pflegenden stünden da im Mittelpunkt. Das Angebot werde von den Betroffenen bereits gut angenommen. Vielen Senioren falle der befristete Umzug in ein Pflegeheim jedoch nicht leicht.
„Ältere Menschen haben natürlich Ängste, dass sie länger im Heim bleiben müssen, als man ihnen anfangs sagt. Zudem benötigen sie eine gewisse Eingewöhnungsphase“, berichtet Grich.
BNN, Janina Keller