Der Strom der Flüchtlinge, die jeden Tag in Karlsruhe ankommen, reißt nicht ab. Um auf die vielen einzelnen Schicksale besser eingehen zu können, gibt es seit August 2013 die sogenannte Verfahrens- und Sozialberatung. Im Rahmen eines Pressegesprächs am Montag wurde die Arbeit der Helfer vorgestellt und die aktuellen Entwicklungen vorgestellt. Wie sieht es derzeit in Sachen Flüchtlinge in Karlsruhe aus?
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"Jeden Tag kommen weitere Flüchtlinge in Karlsruhe an. Sie alle sind in unterschiedlichen Situationen, haben verschiedenes erlebt", erzählt Hans-Gerd Köhler. Er ist Erster Vorstand des Caritasverbands Karlsruhe und Teil der Verfahrens- und Sozialberatung in der Landeserstaufnahmestelle für Flüchtlinge (LEA) in der Durlacher Allee in Karlsruhe.
Flüchtlingsströme unverändert stark
Gemeinsam mit dem Diakonischen Werk und dem Freundeskreis Asyl bietet der Caritasverband seit August 2013 auf diese Weise Hilfe für die Flüchtlinge. Mit derzeit elf Mitarbeitern versuchen die Organisationen denen zur Seite zu stehen, die Hilfe brauchen. Die Helfer beantworten Fragen rund um die Unterstützung für die Neuankömmlinge. Sie klären ab, ob in der Heimat erworbene Berufsabschlüsse in der Bundesrepublik gültig sind. Auch zwei erfahrene Rechtsanwälte helfen, beraten Flüchtlinge mit besonders schwierigen Hintergründen.
"Es geht zum Einen darum, den Asylbewerbern beim Stellen ihres Antrages zu helfen", sagt Teamleiterin Beate Deckwart-Boller. "Zum Anderen tauchen bei den Flüchtlingen viele Fragen auf, die sich aus der Si-tuation ergeben", führt sie aus. Einen besonderen Fokus legen die Helfer auf besonders schutzbedürftige Menschen - beispielsweise alte, kranke oder traumatisierte Flüchtlinge. Auch Familien mit Kindern oder minderjährige, die alleine geflohen sind, werden verstärkt beraten.
Dabei geht es darum, die Asylbewerber bestmöglich auf ihre Situation während des laufenden Verfahrens, aber auch auch auf den "Tag der Entscheidung" vorzubereiten: "Wir erklären ihnen zum Beispiel, dass ihre Verletzungen oder psychischen Erkrankungen von einem Arzt attestieren lassen sollten", schildert Deckwart-Boller.
Die Lage für Asylbewerber und Helfer bleibt weiterhin angespannt. Allein in der Karlsruher LEA sind -Stand Montagmorgen- 3.265 Flüchtlinge untergebracht: "Im Grunde befinden wir uns seit längerer Zeit im Ausnahmezustand", sagt Priska Loehr, Geschäftsführerin des Freundeskreises Asyl, mit Blick auf die unverändert starken Flüchtlingsströme.
"Beratung wird dankbar angenommen"
Die Asylverfahren dauern entsprechend lange, das für die Bearbeitung zuständige Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) arbeitet personell am Anschlag: "Es kommt vor, dass Flüchtlinge rund ein Jahr warten müssen, bis sie überhaupt ihren Antrag auf Asyl stellen dürfen", sagt Loehr. Das trifft vor allem auf Syrer zu, die vor dem Krieg in ihrer Heimat geflohen sind und ihre Familie in der Absicht, von Deutschland aus möglichst schnell zu helfen, in den Wirren der Gefechte zurückgelassen haben.
Aufgrund des starken Zustroms aus Kosovo, entscheidet das Bundesamt derzeit jedoch am schnellsten über deren Schicksal. Andere Nationalitäten müssen dann warten: "Bei Kosovaren wird oft innerhalb von ein bis zwei Wochen entschieden, wie es weitergeht", erklärt Silke Morlok, stellvertretende Direktorin des Diakonischen Werks Karlsruhe. Aufgrund fehlender Perspektiven in der Heimat und falscher Versprechungen durch Schleuser flüchten sie in großer Zahl gen Deutschland, erklärt sie. Ihre Chancen dauerhaft bleiben zu können, gelten als gering. Auch für jene "Enttäuschten", die wieder zurück geschickt werden, ist die Beratung da.
Entspannung in Sachen Anzahl der Flüchtlinge ist nach Ansicht der Helfer nicht zu erwarten: "Die Flüchtlingszahlen sind hoch und werden weiterhin hoch bleiben. Nur die Herkunftsländer ändern sich", sagt Teamleiterin Deckwart-Boller. Aus diesem Grund möchten die Organisationen ihr Engagement weiter verbessern und auf die Außenstellen der LEA ausweiten: "Die Beratung wird dankbar angenommen", erklären die Verantwortlichen unisono.
Ka-news: Karsten Schäfer