Wenn viele Menschen eng zusammenwohnen, kann es immer wieder zu Auseinandersetzungen kommen. Diese Erfahrungen mussten Bewohner und Angestellte in den Landeserstaufnahmerichtungen für Flüchtlinge immer wieder machen. Davon sind schutzbedürftige Personen, wie allein reisende Frauen, Kinder, kranke und ältere Menschen besonders betroffen. Daher hat sich das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) zusammen mit UNICEF dieses Themas angenommen und die Bundesinitiative "Schutz von geflüchteten Menschen in Flüchtlingsunterkünften" gestartet. Ziel der Initiative ist es, einrichtungsspezifische Schutzkonzepte zu entwickeln und umzusetzen und dadurch die Situation der Personen in Flüchtlingsunterkünften zu verbessern. Hierzu werden bundesweit bis zu 100 Koordinatorenstellen für Gewaltschutz vom Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert.
Seit Juli 2017 gibt es in der Landeserstaufnahmestelle in Karlsruhe (LEA) eine Gewaltschutzkoordinatorin. Rahel Köpf, Mitarbeiterin der Verfahrens- und Sozialberatung für Flüchtlinge, einer Einrichtung in gemeinsamer Trägerschaft des Caritasverbandes Karlsruhe und dem Diakonischen Werk Karlsruhe, hat die Aufgabe, ein Konzept zum Schutz vor Gewalt zu erstellen und in die Praxis umzusetzen. Als Vorlage dient ihr dabei das Gewaltschutzkonzept in Flüchtlingsunterkünften, das von der Liga der freien Wohlfahrtspflege in Baden-Württemberg erstellt wurde. "Die Erstaufnahme in Karlsruhe muss ein sicherer Ort für alle sein. Die Bewohner müssen bei Problemen eine feste Ansprechperson haben. Meine Aufgabe ist es nach einer Risikoanalyse standardisierte Verfahrensweisen bei Gewalt- und Gefährdungssituationen zu entwickeln und alle Beteiligten - Bewohner, Mitarbeiter des Regierungspräsidiums, Wachpersonal und Polizei - mit dem Konzept und den Abläufen bekannt zu machen", so Köpf. Ab dem 21. September wurde in der LEA zum ersten Mal ein Bewohner(innen)-Beirat gewählt, der dann wegen der Fluktuation der Bewohner jeden Monat neu zu Wahl steht.
Köpfs Stelle wird vom Bundesfamilienministerium bis Ende 2017 gefördert, nach-dem der Betreiber der Landeserstaufnahmestelle, das Regierungspräsidium Karls-ruhe, die Fördergelder beantragt hatte und die Räumlichkeiten in der Durlacher Allee zur Verfügung stellt. "Wir hoffen, dass der bis Ende 2017 erstellte Prototyp als Vorlage für andere LEAs, wie etwa in der Felsstraße, dienen kann", sagt Hans-Gerd Köhler, 1. Vorstand des Caritasverbandes Karlsruhe. Er würde eine weitere Förderung über 2017 hinaus begrüßen, um das einmal installierte Gewaltschutzkonzept durch regelmäßige Überprüfungen und Anpassungen weiter verbessern zu können.