2014 war für Flüchtlinge ein schwieriges Jahr", so Hans-Gerd Köhler, erster Vorstand des Caritasverbands Karlsruhe. Er weiß, wovon er spricht: Bereits seit August 2013 bietet der Caritasverband in Zusammenarbeit mit dem Diakonischen Werk Karlsruhe Verfahrens- und Sozialberatung in der Landeserstaufnahmestelle für Flüchtlinge (LEA) an. Geprägt war die Arbeit der Caritas vergangenes Jahr vor allem von den steigenden Flüchtlingszahlen - und den Problemen, die damit einhergehen.
"Ich habe Hochachtung vor dem großen Engagement."
Mangelndes Engagement kann Köhler nach eigener Aussage nicht in der Fächerstadt ausmachen - ganz im Gegenteil: "Ich habe große Hochachtung vor dem, was in Karlsruhe alles passiert", erzählt Köhler. Besonders aufgefallen sei der Caritas, dass das ehrenamtliche Engagement vieler Karlsruher groß sei.
So hätten sich freiwillige Helfer unter anderem als Dolmetscher gemeldet oder in der Mackensen-Kaserne eine Betreuungsgruppe für Flüchtlingskinder ins Leben gerufen. "Auch die Mitarbeiter in der LEA tun mit Sicherheit ihr Bestes. An dem gutem Willen scheitert es sicher nicht", meint der Caritas-Vorstand.
"In der LEA gibt es nach wie vor Probleme", so Köhler. Sorgen bereiten ihm vor allem die Zustände vor Ort. Diese müssen seiner Meinung nach dringend verbessert werden.
Den Fehler sieht er vor allem bei der Landesregierung. "In den letzten fünf bis zehn Jahren hat man sich auf den damals rückläufigen Flüchtlingszahlen ausgeruht", so Köhler. Auf den Anstieg im vergangen Jahr sei man auch in Karlsruhe nicht ausreichend vorbereitet gewesen. "Die LEA war ursprünglich für 800 Flüchtlinge ausgelegt, zwischenzeitlich leben dort aber rund 1.200 Menschen", schildert er.
Wenn die Flüchtlingszahlen das vorhandene Angebot überschreiten, brechen laut Köhler ansonsten gut eingespielte Abläufe regelrecht zusammen. "Die Verwaltung ist dann überfordert, sei es in Sachen Kleidung, Lebensmittel oder medizinische Versorgung. Es braucht nicht selten Tage, bis man überhaupt als Flüchtling registriert ist", beschreibt der Caritas-Sprecher, "irgendwann können die Mitarbeiter gar nicht mehr all ihren Aufgaben nachkommen."
Um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden, wurde daher auch die Anzahl der Mitarbeiter in der Caritas-Beratungsstelle verdoppelt: Auf acht Mitarbeiter hat das Regierungspräsidium das Caritas-Team ausgedehnt - zunächst für ein Jahr. Unterstützt von zwei Anwälten beraten sie Flüchtlinge in der LEA, den zahlreichen Außenstellen oder im Menschenrechtszentrum in Sachen Asylverfahren, weitere Unterbringung oder Arbeit.
Gleichzeitig helfen die Caritas-Mitarbeiter Hilfesuchenden bei der Suche nach ihren Familien, wenn diese beispielsweise getrennt voneinander untergebracht wurden. "Dass wir nicht nur in der LEA helfen können, ist erst seit der Aufstockung unseres Teams möglich", so Köhler, "bleibt zu hoffen, dass das Regierungspräsidium erkennt, dass wir dauerhaft so viele Mitarbeiter brauchen werden."
Ramona Holdenried - KA-news