Ihre Lebenssituation wird dadurch noch erschwert, dass ihr Gesundheitszustand nach einer Phase der Obdachlosigkeit meist instabil ist und ihr Risiko für eine Infektion erhöht sein kann. Ihr Rückzugsraum besteht aus einem Zimmer mit Gemeinschaftsküchen und ohne Internetzugang, d.h. lange Verweildauern können für sie psychisch belastend sein.
Christiane Kern und Petra Frank beraten in Kooperation mit der Stadt Karlsruhe Menschen, die obdachlosenrechtlich untergebracht sind. Als sogenannte "Lotsin-nen aus der Wohnungslosigkeit" im Beratungs- und Familienzentrum Caritas-haus, eine Einrichtung des Caritasverbandes Karlsruhe e.V., sind sie Ansprechpartnerinnen für ihre Kunden in sozialrechtlichen Fragen und unterstützen sie bei ihrer Wohnungssuche sowie bei Zuverdienstmöglichkeiten über die Beschäftigungsförderung, ebenfalls im Caritashaus untergebracht.
Aufgrund des derzeitigen Abstandsgebot ist kein persönlicher Kontakt möglich. Es wird auf die telefonische Beratung ausgewichen. "Das ist für unsere Bestands-kunden für eine gewisse Zeit vertretbar, schwierig ist es bei den von der Stadt zu-gewiesenen Neukunden", erläutert Christiane Kern. "Da das Lotsenprogramm freiwillig ist, müssen wir eine Vertrauensbasis mit den zu Lotsenden schaffen, die meist einen persönlichen Kontakt voraussetzt", so Kern weiter.
Auch haben sich die Beratungsinhalte verschoben. "Standen vor der Corona-Zeit die Wohnungs- und Arbeitssuche im Vordergrund, verwenden wir nun viel Zeit damit, auf die Ängste und Sorgen der Anrufer einzugehen und sie ausführlich zu informieren", erläutert Petra Frank. Umfangreiche psychosoziale Beratung ist das Gebot der Stunde.
Typische Probleme sind etwa der Wegfall der Zuverdienstmöglichkeiten über einen Zusatzjob oder die Angst nach draußen zu gehen, da eine chronische Erkrankung besteht. Die Lotsinnen können hier individuell Abhilfe schaffen, etwa durch das Ausstellen von Einkaufsgutscheinen für die Beiertheimer Tafel oder die Organisation von Einkaufshilfen.
"Wir erfahren derzeit eine Welle der Hilfsbereitschaft gegenüber bedürftigen Menschen und Obdachlosen", stellt Dagmar Finke, Teamleiterin den Caritassozialdienstes und des Lotsenprogramms, fest. Anfragen zur Unterstützung erreichen das Beratungs- und Familienzentrum Caritashaus und es gibt viele privat initiierte Angebote und Schenkungen. Menschen, die auf der Straße leben, können wei-terhin den Erfrierungsschutz wahrnehmen und sich zumindest stundenweise in Tagesaufenthaltsstätten aufhalten. Die Träger der Wohn- und Übernachtungsheime und der Tagesstätten für Wohnungslose sowie auch die Träger von Essensangeboten für Bedürftige sind im ständigen Zwiespalt und persönlichem Austausch bezüglich der Hilfsangebote und des Schutzes der Mitarbeiter und Kunden. Die Stadt Karlsruhe stellt derzeit Konzept auf, um wohnungslose Menschen nach einer Ansteckung in Quarantäne unterzubringen.
Informationen:
www.caritas-karlsruhe.de/lotsen