Für Menschen mit geringem Einkommen wird es immer schwieriger, eine bezahlbare Wohnung zu finden. Schier unmöglich ist es aber für jene, die Schulden haben. Die Aktionswoche der Bundesarbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände - ihr gehören unter anderem Einrichtungen der AWO, der Diakonie und der Caritas an - steht daher unter der Überschrift "Alptraum Miete". Die Bundesarbeitsgemeinschaft hat es sich zur Aufgabe gemacht, auf Missstände und Fehlentwicklungen aufmerksam zu machen.
Die "Sozialberatung für Schuldner", eine Einrichtung des Caritasverbands Karlsruhe, nimmt die Aktionswoche zum Anlass, um ihre Arbeit vorzustellen. "Uns ist es wichtig, darauf hinzuweisen, dass nicht alle Schuldner selbst für ihre Schulden verantwortlich sind", stellt Hans-Gerd Köhler, Vorsitzender des Caritasverbands, fest. "Oft sind Schicksalsschläge wie eine Krankheit, der Verlust des Arbeitsplatzes oder die Trennung vom Partner Ursache", erklärt er. "Wenn es darum geht, bezahlbaren Wohnraum zu finden, stehen Bewerber mit Schulden leider immer am Ende der Reihe." Betroffen seien davon immer öfter ältere Menschen.
"Wenn nach dem Tod des Partners das Geld für die Miete nicht mehr reicht, kommt die Kündigung", so Köhler. Die Entwurzelung führe dann oft zu psychischen Problemen.
Schuldnerberater Holger Schendekehl weist darauf hin, dass ein Schufa-Ein-trag in der Regel bedeute, dass der Bewerber auf dem Wöhnungsmarkt keine Chance habe. "Wir wünschen uns, dass mehr in den sozialen Wohnungsbau investiert wird." So könne die Situation von Betroffenen verbessert werden.
Seit über 25 Jahren ist die "Sozialberatung für Schuldner" bei der Caritas eine wichtige Anlauf stelle für Menschen, die mit ihren Schulden nicht mehr alleine fertig werden können. Jährlich kommen auf die Berater rund 300 neue Anfragen zu, wovon etwa 200 bedient werden können. "Wir helfen den überschul-
deten Menschen dabei, wieder ein selbstständiges und selbstbestimmtes Leben führen zu können", sagt Schuldnerberaterin SoGiok Ott. Einer der Kunden, ein 44-jähriger Mann, geschieden und Vater von zwei Kindern, hat Schulden aus der Zeit der Ehe angehäuft. "Als die Beziehung zu Ende ging, musste ich die Wohnung verlassen", erzählt der Mann, der ein Jahr obdachlos war. Er hatte danach Glück, fand eine gute Arbeit und ein kleines Zimmer in einer Wohngemeinschaft. "Leider habe ich die Arbeit verloren, da die Stelle nach Heidelberg verlegt wurde und ich nicht mobil bin", meint er. Zurzeit nimmt er an einer Schulung teil, um seine Deutsch- und Mathekenntnisse zu verbessern, anschließend will er eine Ausbildung machen. Problematisch ist seine Wohnsituation: "Für das kleine Zimmer zahle ich im Moment 430 Euro, die Miete wurde aber auf 600 Euro erhöht", so der gebürtige Marokkaner. "Das kann ich mir nicht leisten", klagt der 44-Jährige. Schuldnerberaterin Ott unterstützt den Mann, indem sie Ausgaben- und Einnahmenseite auflistet, eine Prioritätenliste aufstellt und Kontakt zu den Gläubigern aufnimmt. "Die Gläubiger merken, dass es für sie von Vorteil ist, wenn eine Schuldnerberatung mit an Bord ist", merkt Köhler. "Man stellt gemeinsam einen Plan auf, um die Schulden sukzessive abzutragen."
Martina Erhard, BNN