Beratung in Landeserstaufnahmestellen
Wen beraten wir?
Wir beraten Geflüchtete, die in der Landeserstaufnahmeeinrichtung (LEA) in Karlsruhe untergebracht sind. Die LEA ist für Asylsuchende die erste Anlaufstelle im Asylverfahren. Von dort aus werden sie entweder in andere Bundesländer "optioniert" oder - in der Regel innerhalb von sechs Monaten - auf die Stadt- und Landkreise in Baden-Württemberg verteilt. Menschen aus sogenannten sicheren Herkunftsländern verweilen hier jedoch bis zu ihrer Anerkennung oder Ausreise - und das kann in manchen Fällen über Jahre dauern. Wir beraten die Menschen somit in allen Phasen des Asylverfahrens, das von vielfältigen Themen geprägt ist, welche sich auch in der Beratung widerspiegeln:
- Ankommen nach einer manchmal jahrenangen Flucht
- Zurechtfinden im deutschen System, was auf den ersten Blick als Paragrafendschungel erscheinen kann
- Verstehen der Rechte und Pflichten als Asylbewerber/Flüchtling
- Was muss beim Asylverfahren beachtet werden und worauf kommt es an?
- Heimweh und Sorge um Familienangehörige, die noch auf der Flucht oder in den Herkunftsländern sind
- Wie können Familienangehörige nachgeholt werden?
- Ungewissheit, ob nicht ein anderes EU-Land für die Durchführung des Asylverfahrens zuständig ist
- Unsicherheit wie das Asylverfahren ausgeht
- Und vieles mehr
Unser erster Schwerpunkt liegt auf der Beratung im Asylverfahren, hauptsächlich soll es um die Themen Antragstellung und Anhörung gehen.
Unser zweiter Schwerpunkt ist die Identifizierung und Unterstützung von besonders schutzbedürftigen Menschen, z.B. chronisch Kranken, Traumatisierten, aber auch Schwangeren und Familien mit kleinen Kindern.
Auf die Umsetzung der beiden Schwerpunkte haben wir auch unser Angebot abgestimmt: Es setzt sich aus regelmäßigen Leistungen, Projektstellen, Betreuungsangeboten und Zusatzleistungen zusammen.
Unsere Angebote
Verfahrens- und Sozialberatung
Von Taschengeld bis zur Anhörungsvorbereitung - unsere Berater*innen decken ein breites Themenspektrum ab, beraten professionell und menschlich zugleich, und vermitteln bei Bedarf gerne auch Kontakt zu spezialisierten Beratungsstellen. Die Sozial- und Verfahrensberatung bietet täglich Sprechstunden in der Landeserstaufnahmestelle (LEA) Felsstraße und dem Schutzhaus in der Sophienstraße (Christian-Griesbach-Haus) für Kurzberatung, Kriseninterventionen und zur Terminvergabe an. Intensivere Einzelgespräche werden außerhalb der Sprechstunden geführt.
Streetwork
Aufsuchende Sozialarbeit im Umfeld der LEA und Vernetzung mit der Stadtgesellschaft - unsere Streetworker*innen arbeiten mit LEA-Bewohner*innen, die durch das klassische Beratungs- und Betreuungsangebot nicht immer ausreichend erreicht werden, und versuchen das Zusammenleben von Geflüchteten und ihrer Nachbarschaft positiv zu gestalten.
Bahnhofsbegleitung
In Zusammenarbeit mit der Bahnhofsmission Karlsruhe begleiten unsere Streetworker*innen Geflüchtete, die in andere Bundesländer verteilt werden und sich dabei zwischen den Zuständigkeiten unterschiedlicher Behörden bewegen. Mit Wegbeschreibungen, Reisehilfen und ersten Informationen zum Asylverfahren unterstützen wir eine effiziente und menschliche Verteilung im Bundesgebiet.
Sprechstunde mit Rechtsanwalt
Einmal wöchentlich findet zur Qualitätssicherung eine Sprechstunde mit einem Anwalt statt, in denen individuelle Fragestellungen der Berater*innen diskutiert und unter Umständen auch die Flüchtlinge beraten werden können.
Dolmetscher Pool
Unsere Mitarbeiter*innen werden bei Bedarf von Dolmetscher*innen in unterschiedlichen Sprachen begleitet. Für unsere Kunden vermitteln wir bei Bedarf Dolmetscher*innen auch zu Behördengängen und Arztbesuchen. Der über Jahre aufgebaute Dolmetscher-Pool wird von Edgar Eisele gepflegt und koordiniert.
Projektstellen
Beratung in der Abschiebehaft Pforzheim
In der Abschiebungshafteinrichtung in Pforzheim werden Männer inhaftiert, die in ihr Heimatland abgeschoben werden sollen. Manche von ihnen sind zu Unrecht da. Um diesen zu ihrem Recht verhelfen zu können wurde dort 2017 die "Unabhängige Kontakt- und Beratungsstelle" eingerichtet. Jeder der Inhaftierten hat die Möglichkeit Kontakt aufzunehmen und um einen Beratungstermin zu bitten. Im Erstgespräch wird gemeinsam erarbeitet, wie sich die aktuelle Situation darstellt sowie der Hilfebedarf ermittelt. Es soll bei der Beratung nicht nur darum gehen, eine Haftentlassung zu erreichen, sondern auch Perspektiven für die Zeit nach der Rückkehr in das Heimatland zu finden. In Kooperation mit anderen Hilfsorganisationen, Vertretern der Kirche, mit einer Rechtsanwältin und dem Flüchtlingsrat Baden-Württemberg wurde ein kleines Netzwerk aufgebaut, um den Inhaftierten eine möglichst optimale Hilfe bieten zu können.
Multiplikatorin Gewaltschutz Baden-Württemberg
Noch immer ist der Schutz vor Gewalt bzw. sind ausreichende Schutzstandards in Flüchtlingsunterkünften nicht flächendeckend sichergestellt. Es benötigt u.a. eine Sensibilisierung für das Thema sowie direkte Unterstützung bei der Umsetzung von Gewaltschutz vor Ort. Im Rahmen der Bundesinitiative "Schutz von geflüchteten Menschen in Flüchtlingsunterkünften" wird deshalb eine Multiplikatorin als Fachexpertin bei Gewaltschutz für geflüchtete Menschen in Baden-Württemberg bis mindestens Ende 2019 gefördert. Weitere Informationen finden Sie hier.
Werkstatt Integration
Das Projekt, gefördert von der Erzdiözese Freiburg, unterstützt das ehrenamtliche Engagement für geflüchtete Menschen. Das Netzwerk von Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen, die sich in den Pfarreien und Kommunen für geflüchtete Menschen einsetzen, wird gefördert, begleitet und koordiniert. Die Projektstelle steht in regelmäßigem Austausch zu Ehrenamtlichen, Beratungsstellen, Bildungseinrichtungen und Kirchengemeinden, sensibilisiert für die Situation von Geflüchteten und erarbeitet neue Tätigkeitsfelder.
Betreuungsangebote
Kleiderkammer
Unsere Kleiderkammer im Kellergeschoss des Bonifatius-Hauses (Schillerstr. 46) heißt alle Geflüchtete in Karlsruhe willkommen. Sie bietet von Unterwäsche bis hin zu Mänteln Kleidung in verschiedenen Größen an und ergänzt somit die Grundausstattung der Landeserstaufnahmeeinrichtung. Wir können zwar nicht garantieren, dass immer etwas Passendes dabei ist, aber wir helfen gerne bei der Suche danach.
Nähstube
Die Nähstube ist unser kreatives Angebot (nicht nur) für Flüchtlinge, die Nähen/Stricken/Häkeln können oder es können wollen. Für Material und Anweisung ist gesorgt. Fertige Produkte können nach Hause mitgenommen werden. Ablenkung vom LEA-Alltag und Austausch mit neuen interessanten Menschen sind der Bonus.
Zusatzleistungen
Kunden-Überweisungen
Die meisten unserer Kund*innen besitzen kein eigenes Bankkonto, müssen aber trotzdem hin und wieder Überweisungen tätigen. In solchen Fällen können sie bei uns Bareinzahlungen tätigen, die anschließend an den gewünschten Empfänger überwiesen werden.
Einzelfall-Hilfen
Fast jeder hat es schon einmal erlebt: ein Medikament oder ein Hilfsmittel muss dringend beschafft werden, das Geld reicht aber nicht mehr und die offizielle Kostenübernahme braucht seine Zeit. Bei solchen besonders akuten Bedarfen, die nicht anders gedeckt werden können, sind wir dank Spendenmitteln in der Lage unsere Kund*innen auch finanziell zu unterstützen.
Unser Team
Insgesamt sind in diesem Projekt mehrere Mitarbeiter*innen beschäftigt. Diesen stehen zwei Anwälte für Ausländerrecht beratend zur Seite. Das Mitarbeiterteam ist an mehreren Standorten in Karlsruhe tätig. Einmal wöchentlich findet eine Sprechstunde mit einem Anwalt statt, in denen individuelle Fragestellungen diskutiert werden und die Flüchtlinge beraten werden können. Die Mitarbeiter*innen werden von Dolmetscher*innen unterstützt. Darüber hinaus gehört dem Team der Verfahrens- und Sozialberatung imme wieder ein Freiwilliger im Bundesfreiwilligendienst an.
Wenn Sie Interesse an einer ehrenamtlichen Mitarbeit haben, wenden Sie sich bitte an die Teamleiterin, Beate Deckwart-Boller.