Seelisch erkranken immer mehr Menschen, Depressionen sind auf dem Weg, eine Volkskrankheit zu werden. Aber auch Psychosen oder eine Schizophrenie bringen Betroffene oft ins Abseits. Seit 15 Jahren setzt sich das Zentrum für seelische Gesundheit, eine Einrichtung von Diakonie, Caritas und Stadt, für diese Menschen ein. Das Zentrum ist eine wichtige Anlaufstelle für psychisch Kranke und vereint unter seinem Dach den Sozialpsychiatrischen Dienst mit seinen Beratungsangeboten und den Tagestreff „Club Pinguin".
Im April 2001 wurden der Club Pinguin und die Beratungsangebote zusammengefasst und als Zentrum in der Stephanienstraße etabliert. „Diejenigen, die wegen der Freizeitaktivitäten kommen, haben seither keine weiten Wege mehr, wenn sie Hilfe und Beratung benötigen", so Hans-Gerd Köhler, Vorstand des Caritasverbands Karlsruhe. Dass sich auch die Stadt seit über zehn Jahren in der Einrichtung engagiert, nennt er eine „einmalige Konstellation".
„Kann man 15 Jahre Zentrum für seelische Gesundheit feiern?", fragt Wolfgang Stoll, Direktor des Diakonischen Werks Karlsruhe, und gibt selbst die Antwort: „Dass Menschen unter psychischen Störungen leiden, ist kein Grund zum Feiern, wohl aber, dass es gute Hilfsangebote gibt." Eine Einrichtung wie das Zentrum für seelische Gesundheit biete die Möglichkeit, Betroffene wohnortnah zu versorgen. „Psychisch erkrankte Menschen leiden unter der Tabuisierung des Themas", stellt Marion Schuchardt, Behinderten- und Psychiatriekoordinatorin der Stadt, fest. Das Zentrum für seelische Gesundheit sei ein niedrigschwelliges Angebot. „Die Menschen bekommen nicht nur Beratung, sondern treffen andere Menschen, die ähnliche Probleme haben."
Wie wichtig solche Treffen sind, verdeutlicht Michael Freyer, der die Einrichtung zusammen mit Christine Ender leitet. „70 Prozent der Besucher leben allein, 93 Prozent von ihnen sind nicht auf dem ersten Arbeitsmarkt tätig", sagt er. Häufig gehe es in Beratungen um Leistungen, auf die ein Anspruch besteht, Zuzahlungen zu Medikamenten, aber auch die Frage, wie der Haushalt geregelt werden kann.
„Die Menschen, die zu uns kommen, haben einen hohen Bedarf an Tagesstruktur", erklärt Christine Ender. Der Club Pinguin bietet daher viele regelmäßige Angebote: gemeinsames Kochen, Sport, Kreativangebote und Ausflüge. „Der Club ist oft eine Art Familienersatz", stellt sie fest. „Der Club ist für mich eine tägliche Anlaufstelle", sagt ein Besucher. „Hier kann ich auch gut über private Probleme reden." Und ein anderer Besucher nennt die Kombination von Freizeitangebot und Beratung „eine perfekte Kombi".
Martina Erhard, BNN