Karlsruhe (CV). Die Mitarbeiterinnen des Caritassozialdiensts CSD im Beratungs- und Familienzentrum Caritashaus, einer Einrichtung des Caritasverbandes Karlsruhe e.V., sind meist erste Anlaufstelle für Menschen in schwierigen Lebenssituationen bzw. in sozialen und/oder finanziellen Notlagen. Problematische und belastende Themen bespricht man am besten persönlich, wenn eine zwischenmenschliche Vertrauensbasis besteht. So hat der CSD auch viele Bestandskunden, die zum Teil über Jahre immer mal wieder in die Beratung kommen. Doch seit Mitte März ist durch den Shutdown in der Corona-Krise vieles anders.
Mitte März bis Anfang April 2020:
- Das Caritashaus wird für den persönlichen Kundenverkehr geschlossen, Beratungen sind über Telefon und online (anonym oder über Homepage / Beraterinnen-E-Mail) weiter möglich.
- Das Caritashaus muss sich neu organisieren: der Telefonempfang wird nach Hause verlegt, alle Mitarbeiter gehen ins Homeoffice mit eigenen Dienstlaptops- und Diensthandys, Teamsitzungen werden per Videokonfe-renz abgehalten, Kundendaten müssen dabei weiterhin so geschützt wer-den wie am Arbeitsplatz.
- Eine zentrale Telefonnummer wird eingerichtet für Menschen, die Unterstützung in ihrem Zuhause brauchen und auf die Schnelle nicht wissen, an wen sie sich wenden sollen. Hier werden Anfragen passgenau an die entsprechenden Nachbarschaftshilfen der katholischen Pfarrgemeinden weitergeleitet.
- Neue Regelungen, Informationen, die soziale Arbeit betreffend, müssen gesammelt, gebündelt und allen zur Verfügung gestellt werden.
- Viele Kunden sind verängstigt, brauchen unterschiedliche Hilfen: Den einen reichen aktualisierte Informationen, andere brauchen Anleitung, wie sie am Bankautomat eine Überweisung tätigen, wenn die Bank geschlossen hat, wieder andere brauche konkrete Unterstützung, wie eine Ein-kaufshilfe, da sie als kranke Risikopersonen nicht einkaufen gehen können.
- Kunden und Kundinnen sowie die Beraterinnen des CSD lernen mit der neuen Situation umzugehen, manchmal auch mit Rückschlägen, weil etwa die Technik mit den neuen Medien nicht immer optimal funktioniert oder weil Kunden nicht gewohnt sind, ihr Anliegen telefonisch so zu schildern, dass die Beraterinnen aktiv werden können.
Anfang April bis Mitte April 2020:
- Die Beraterinnen des CSD sind nun routinierte "Homeoffice-Worker". Dennoch fehlt ihnen untereinander der persönliche und professionelle Austausch" face-to-face" sowie der persönliche Kundenkontakt.
- Verwaltungsabläufe werden durch unterschiedliche Beraterinnen zu unterschiedlichen Zeiten im Caritashaus geregelt.
- Viele Anfragen von Kunden konnten bisher gelöst werden, dennoch gibt es Menschen, die man so nicht ausreichend unterstützen kann: So ist es schwierig für die Lotsinnen aus der Wohnungslosigkeit, angesiedelt beim CSD, den Erstkontakt telefonisch herzustellen und die Men-schen zu überzeugen, dass sie an dem freiwilligen Programm teilnehmen. Scham, Misstrauen oder einfach die ungewohnte Situation, sich anderen zu öffnen und Hilfe anzunehmen, brauchen Augenkontakt, Präsenz und Vertrauen.
- Der Wunsch nach Optimierung der Intensivberatung von CSD-Kunden, - gefördert auch über Besuche von Webinaren -, nimmt zu: Vielen droht die finanzielle Existenz wegzubrechen, der Verlust des Arbeitsplatzes droht oder es gibt Probleme mit dem zu geringen Kurzarbeitergeld. Da die Kommunikation zwischen Jobcenter, Arbeitsagentur, Krankenkassen für die Kunden schwierig ist, ist die Vermittlungsfunktion der CSD-Beraterinnen sehr wertvoll.
- Es zeichnen sich für den CSD und auch für andere Beratungsdienste im Caritashaus, - wie etwa die Sozialberatung für Schuldner, - ein An-stieg der Kundenanfragen ab, welcher in den kommenden Monaten gestemmt werden muss.
Fazit:
Die Beratungsdienste in der sozialen Arbeit des Caritashauses sind sowohl in der Corona-Krise als auch danach mehr als ausgelastet. Es zeigt sich, dass caritatives Engagement und Solidarität für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft unabdingbar sind!