Gerade Syrer haben Angst um Angehörige, die in der Heimat oder Flüchtlingslagern in Jordanien oder der Türkei ausharren. Jeder Tag, der verstreicht, bedeutet Gefahr. Doch auf die Asylbewilligung, die Familienzusammenführung erlaubt und Angehörigen das rettende Visum bringt, warten Betroffene im Extremfall bis zu einem Jahr, so die Sozialberatungsstelle in der LEA. Die gemeinsame Beratungsstelle von Caritas, Diakonie und Freundeskreis Asyl schlägt Alarm: Karlsruhe sei zum Flaschenhals geworden.
Ausgerechnet die unbestritten asylberechtigten Kriegsflüchtlinge kämen zu kurz in der Antragsbearbeitung beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, berichten die Sozialberater. Denn zur unverändert hohen Zahl von Menschen, die in Baden-Württembergs zentraler Anlaufstelle Asyl begehren, trügen derzeit bis zu 70 Prozent Kosovaren bei. Deren Anträge würden vorrangig bearbeitet, oft innerhalb von drei Wochen abgelehnt, dann würden die Menschen zurückgeschickt. Oft hoch verschuldet für Schleuser, die mit falschen Versprechungen lockten.
Andere Gruppen, auch die syrischen Kriegsflüchtlinge, müssten sich derweil gedulden, so das LEA-Beratungsteam. Schon bis sie Asyl überhaupt beantragen könnten, vergehe für manche Flüchtlinge ein ganzes Jahr. Die behördliche Kapazität sei auf 30 Antragstellungen pro Tag ausgelegt. "Tausende im ganzen Land haben noch nicht mal ihren Asylantrag stellen können", schätzt Christoph Schneller, Vorsitzender des Karlsruher Freundeskreises Asyl.
Fast verdoppelt wurde immerhin zum Januar das Team der Asylverfahrens- und Sozialberater in der LEA mit jetzt elf vom Land Beschäftigten, zunächst befristet auf dieses Jahr. Seither trägt es sein im August 2013 geschaffenes Beratungsangebot auch in die Außenstellen in den Stadtteilen. Die Berater kümmern sich um kinderreiche Familien, ältere oder kranke Menschen, organisieren Transfers besonders hilfebedürftiger Flüchtlinge oder Hebammensprechstunden.
Auf Dauer unterstützt sehen sich die Sozialberater durch die zahlreichen ehrenamtlichen Helfer in der Flüchtlingsbetreuung. "Nach wie vor bieten auch Einzelne ihre Hilfe an", so Hans-Gerd Köhler, Vorsitzender der federführenden Caritas. Nächste Idee: ein Kochnachmittag für Frauen in der Notunterkunft in der Ex-Kaserne nördlich der Rintheimer Querallee.
BNN: Redaktionsmitglied Kirsten Etzold