Die Liga der Freien Wohlfahrtspflege in Karlsruhe nimmt an der Liga-Aktionswoche "Mensch, Du hast Rechte - Menschenrechte! Teilhabe, Bildung, Arbeit, Wohnen und Gesundheit sind Menschenrechte" teil. Die BNN stellen in loser Reihenfolge die Arbeit der verschiedenen Verbände in diesen Bereichen vor.
"Wir haben eine tolle Beratungslandschaft in Karlsruhe - aber Menschen in Notlagen wie Armut oder Vereinsamung werden meist nicht von sich aus aktiv", weiß Elvira Hauser. Sie ist Quartiersmanagerin des Caritas-Seniorenzentrums St. Valentin in Daxlanden und investiert viel Zeit in Veranstaltungen. "Bei uns finden Konzerte, Vorträge, Sturz-Prophylaxen, Flohmarkt und Generationenspiele für unsere Bewohner sowie für Bürger aus Daxlanden statt", erklärt Hauser. Ziel ihrer Quartiersarbeit ist es, ältere Menschen an sozialen Kontakten zu beteiligen. Dafür kooperiert Hauser mit Vereinen, Pfarrgemeinden oder Kindergärten im Stadtteil. "Der Elferrat Edelweiß hält hier seine Fastnachtssitzung ab, wir laden zum Oktoberfest ein und die Senioren-Gymnastikgruppe der Pfarrgemeinde turnt hier", zählt die hauptamtliche Quartiersmanagerin das Programm des in St. Valentin angesiedelten Bürgerzentrums auf.
Seit fünf Jahren gibt es ihre Stelle, man brauche einen langen Atem, um ein Quartiersmanagement bekannt zu machen, so Hauser. Dabei helfen auch ehrenamtliche Lotsen, die Senioren im direkten Gespräch zum Rausgehen und Teilnehmen aktivieren möchten. "Ältere Menschen ziehen sich aus verschiedenen Gründen zurück und trauen sich nicht, den Weg zu Veranstaltungen auf sich zu nehmen. Die Lotsen stehen mit Rat und Tat zur Seite und schauen, wo ihre Interessen liegen", sagt Eva Spitz, die das Lotsen-Projekt koordiniert. "Es gibt viele Angebote, aber man muss davon erfahren. Wenn jemand früher gerne Handarbeit gemacht oder Schach gespielt hat, können wir auf entsprechende Gruppen aufmerksam machen und helfen, dort hinzugelangen." Um bekannter zu werden, verschickt das Quartiersmanagement Newsletter, veröffentlicht seine Termine in den Ortsblättern, lässt sie vom Bürgerverein aushängen und druckt eine Hauszeitung.
"Das kostet natürlich Geld, bisher wurde das Projekt von der Glücksspirale getragen, jetzt ist die Stadt Karlsruhe eingestiegen. Das Ganze soll später in eine kommunale Regelfinanzierung gehen, das Lotsenprojekt wird von der Gertrud-Maria-Doll-Stiftung unterstützt", erklärt Caritas-Vorstand Hans-Gerd Köhler. Der Einsatz lohnt sich, die Macher bekommen positive Rückmeldungen: "Leute sagen mir, es gehe ihnen besser, weil sie wieder rauskommen oder vielleicht überhaupt wieder sprechen. Die Abwärtsspirale setzt schnell ein, wenn ich keine Kontakte mehr habe", sagt Eva Spitz.
Ein Weg zu den Menschen in Daxlanden führt über die Nachbarschaftshilfe der hiesigen Pfarrgemeinde. "Die Mitarbeiter sind wie Seismografen: Sie kommen in die Haushalte, unterstützen die Menschen, so lange wie möglich zu Hause zu leben. Dadurch kennen sie ihre Probleme und können auf Wunsch an uns vermitteln", sagt Vorstand Köhler.
Soziale Teilhabe habe auch mit Armutsbekämpfung zu tun - wenn Senioren weniger am gesellschaftlichen Leben teilnehmen, kann das auch ein Merkmal für zu wenig Geld sein. "Da wird der früher geliebte Kaffee-Treff gemieden, weil ich mir die Sachertorte nicht mehr leisten kann. In solchen Fällen sind wir hellhörig und versuchen, die Leute zu aktivieren. Es muss ja nicht immer Geld kosten, irgendwo teilzunehmen", so Köhler. Außerdem könne an den allgemeinen Sozialdienst der Caritas oder andere Stellen verwiesen werden, wenn man um Probleme weiß. Das Schöne an einem lebendigen Stadtteil seien die Synergieeffekte in unterschiedlichste Richtungen, die es erlauben, stabile Netzwerke aufzubauen, ergänzt Elvira Hauser: "Beim Quartiersmanagement geht es darum, dass man sich wieder kennt und miteinander ins Gespräch kommt. Dass man sieht, wer vielleicht schon länger in der Kirche fehlt oder bei wem oft die Rollläden unten sind."
Nina Setzler, BNN