„Ich kann noch gar nicht genau sagen, wie ein Tag in der Hospizwohnung ablaufen wird", sagt Christine Ettwein-Friehs, die Leiterin der Einrichtung. Vorgesehen sei eine sehr dynamische Art des Zusammenlebens ohne starres Konzept, stark geprägt von den vier bis sechs Bewohnern, die dort zusammenleben werden. Mitarbeiter des Hospizdienstes werden rund um die Uhr anwesend sein und in allen Belangen zur Seite stehen.
Die Hospizwohnung nimmt Menschen auf, die noch nicht schwerstkrank sind, aber nicht mehr alleine zu Hause zurecht kommen. Sie gestalten ihr Leben noch weitgehend selbst, daher war es den Initiatoren wichtig, dass die Wohnung mitten in der Stadt angesiedelt ist, also mitten im Leben.
„Der Tod gehört schließlich zum Leben", findet Bürgermeister Klaus Stapf. Die Stadt fördert das Projekt mit rund 50000 Euro, gewonnen aus Zahngold des Krematoriums. „Ich finde das ethisch gar nicht verwerflich, die Familien willigen natürlich vorher ein", erklärt Stapf die Finanzierung.
Stolze 75 000 Euro steuert die Glücksspirale bei, auch in zahlreichen Lotto-Annahmestellen des Landes spendeten die Kunden insgesamt 60 Kilogramm Kleingeld an die Hospizdienste.
Der Ausbau der Hospizwohnung im Erdgeschoss der Uhlandstraße 45 verschlang 220 000 Euro, noch mal 80 000 Euro kommen für die Ausstattung hinzu. „Wir haben darauf geachtet, dass das Objekt weiterhin wie eine Wohnung aussieht, die alten Holzböden, Türen und Fenster sind daher dringeblieben", berichtet der Direktor des Diakonischen Werks Karlsruhe, Wolfgang Stoll. Ihn freut besonders, dass die Nachbarn das Projekt so offen und freundlich unterstützt haben - viele Menschen lehnten doch die Themen Tod und Krankheit in ihrer näheren Umgebung eher ab.
Neben dem Diakonischen Werk ist der Caritasverband Karlsruhe der zweite Träger der neuen Hospizwohnung, die die bereits im Stadtgebiet vorhandenen Plätze für Sterbende und Schwerkranke ergänzen soll. „Wir sind zwar auf den Mainstream der palliativen Pflege in Krankenhäusern aufgesprungen, deren Angebote heute immer zahlreicher werden", so Dekan Hubert Streckert. „Mit der Hospizwohnung in der Weststadt sind wir aber innovativ, schaffen ganz neue Räume."
Die künftige Chefin der Einrichtung glaubt sogar, dass man mit dem sehr freien Konzept im Bundesgebiet einzigartig sei. „Palliativpatienten bekommen von Ärzten und Pflegern sehr viel gegen Ende des Lebens. Das kann für manche auch zu viel sein. Daher bringt der selbstbestimmte Alltag in einer Gruppe mit anderen oftmals Erleichterung."
BNN, Nina Setzler