Soziale Teilhabe wird immer mehr zu einer Frage der digitalen Teilhabe, meint man bei der Caritas und setzt in Sachen Kommunikation auf moderne Technik. "Datenschutzsicheres und assistiertes Videotelefonieren" heißt das Projekt, das im Seniorenzentrum St. Franziskus angelaufen ist. Dabei haben die Bewohner die Möglichkeit, mithilfe eines Laptops mit ihren Angehörigen nicht nur zu telefonieren, sondern sie dabei auch zu sehen.
"Die Bewohner brauchen den engen Kontakt zu ihren Angehörigen, um sich wohlzufühlen", versichert Einrichtungsleiter Michael Kaul. Er macht zudem immer wieder die Erfahrung, dass auch ältere Menschen mit moderner Technik vertraut sind. "Silber-Surfer sind keine Seltenheit mehr", sagt Hans-Gerd Köhler, Vorsitzender des Caritasverbands Karlsruhe.
"Die Idee, Videotelefonie im Haus anzubieten, ist bereits vor Jahren entstanden, war aber gar nicht so leicht umzusetzen", berichtet Köhler. "Uns ist es nämlich aus Datenschutzgründen nicht erlaubt, einfach Skype zu verwenden", erklärt er. "Die Herausforderung bestand darin, ein einfaches Videotelefonie-System anzubieten, gleichzeitig aber den Datenschutz zu gewährleisten", ergänzt Yvonne Krammer, Leiterin des IT-Bereichs beim Caritasverband Karlsruhe. Fündig wurde man schließlich bei der Karlsruher Firma CAI, die eine datenschutzsichere Software entwickelte, mit deren Hilfe die Bewohner Kontakt zu ihren Angehörigen aufnehmen können. "Alles läuft über einen deutschen Server, Inhalte werden nicht gespeichert", versichert Krammer. "Unser Caritas-Spitzenverband in Freiburg hat Spendengelder zur Verfügung gestellt, damit wir die Lizenzen erwerben konnten", so Köhler und fügt hinzu, dass das Angebot für die Bewohner und die Angehörigen kostenlos sei.
Speziell geschulte Pflegekräfte unterstützen die Bewohner dabei, technische Hürden zu nehmen: Bewohner und Angehörige können Zeiten angeben, an denen sie gerne das Angebot der Videotelefonie nutzen möchten. Die Mitarbeiter bringen das Laptop ins Zimmer und stellen die Verbindung her. Die Laptops werden dabei an die großen Bildschirme in den Zimmern der Bewohner angeschlossen, sodass die Bilder in entsprechender Größe gezeigt werden können. "Dabei können nicht nur Livebilder übertragen werden, sondern zum Beispiel auch Fotos der Enkelkinder oder Fotos von Familienfeiern", meint Krammer und weist auch noch auf einen besonderen Sicherheitsaspekt hin: "Sollten Angehörige während der Liveübertragung feststellen, dass der Bewohner ein gesundheitliches Problem bekommt, kann über das System eine Pflegekraft gerufen werden", erklärt sie.
"Noch befinden wir uns in der Pilotphase, aber die Test-User sind schon jetzt begeistert", sagt die IT-Leiterin. In etwa zwei bis drei Monaten werden alle Bewohner von St. Franziskus das System nutzen können.
"Das Projekt ist wirklich gut organisiert", lobt Stefan Schwärzler, geschäftsführender Gesellschafter bei Objektkultur Software. Sein Unternehmen hat zehn Laptops für das Projekt zur Verfügung gestellt. "Dieses Projekt dient der Familienzusammenführung."
Martina Erhard, BNN