"In manchen Nächten hat es hier oft ziemlich gemenschelt", erzählt Ermelinde Alexander. Sie ist die ehemalige Einrichtungsleiterin des Kettelerheims. Franz Weniger bestätigt
ihre Erfahrung. Er war Schornsteinfegerlehrling und später auf der Meisterschule. Zweimal hat er während Ausbildungsphasen im Jugendgästehaus in der Bismarckstraße gewohnt.
Franz Weniger ist nachts auch mal nach der offiziellen Schließzeit mit Kumpels ausgebüxt. Dabei fand er so einige Wege, wieder ins Haus zu kommen. Manchmal wurde er auch erwischt. Später hat er sich darum bemüht, den passenden Kehrbezirk zu bekommen und konnte so dem Haus bis zu seiner Zurruhesetzung treu
bleiben. Von ähnlichen Erfahrungen berichtete auch die ehemalige Hauswirtschaftsleiterin Mira Golub. Die drei berichteten Anfang Mai gemeinsam mit dem aktuellen
Einrichtungsleiter, Markus Bentele, bei der Feier zum 75. Bestehen des Hauses.
Gegründet wurde das Heim gleich nach dem Zweiten Weltkrieg von dem katholischen Pfarrer Dietrich Binder. Er wollte in schwieriger Zeit auf die eine oder andere Weise entwurzelten
jungen Leuten die Möglichkeit zum Wohnen geben. Und die jungen Leute packten seinerzeit beim Bau des Kettelerheims selbst mit an. Träger war Binders Verein "Heimstattenwerke". Der
Caritasverband übernahm es im Jahr 2013 und Binders Verein löste sich 2015 auf.
Heute dient das Kettelerheim als Wohnmöglichkeit für junge Auszubildende, die dort während des Berufsschul-Blockunterrichts unterkommen. Sie können dort zum Beispiel wohnen, wenn es für
sie in ganz Baden-Württemberg lediglich in Karlsruhe eine passende Berufsschule gibt. Das gilt etwa für Dachdecker. "Wenn ein Azubi vom Bodensee zum Dachdecker ausgebildet werden soll, kann er bei uns wohnen", berichtet Markus Bentele. "Wenn unsere Bewohner, wie es häufig der Fall ist, noch minderjährig sind,
werden sie auch pädagogisch betreut."
Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD) lobte bei der Jubiläumsfeier in seinem Grußwort das Konzept des Hauses sowie die Arbeit aller Menschen, die im Kettelerheim beschäftigt sind. Er
freute sich darüber, dass das Heim seinen Beitrag dazu leistet, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.
Für die erste Vorständin des Caritasverbandes Karlsruhe, Susanne Rohfleisch, ist es wichtig, das Handwerk zu fördern. Schließlich sei das Haus einstmals als Lehrlingsheim gegründet worden und
stamme aus dem Arbeiterhintergrund. Und: Namensgeber Wilhelm Emmanuel von Ketteler war Gründer der katholischen Arbeitnehmerbewegung. Der Studienfreund von Adolph Kolping
wurde deshalb auch "Arbeiterbischof " genannt.
Mitgestaltet hat das Festprogramm zum Jubiläum des Kettelerheims ein Bläserquartett der Musikhochschule. Es präsentierte Stücke aus der Rockgeschichte. Außerdem beteiligten
sich Kinder des ebenfalls von Binder gegründeten Kinder- und Familienzentrums Sonnensang mit ihrem Lied "Bunte Vielfalt Mensch".
Markus Bentele freute sich, dass Sonnensang bereits ein neues Domizil habe. Oberbürgermeister Mentrup räumte hingegen ein, von den baulichen Nöten des Kettelerheims zu wissen. Er zeigte
sich gesprächsbereit.
Rüdiger Homberg von der BNN (Badische Neueste Nachrichten)
Pressemitteilung
Jugendgästehaus Kettelerheim wird 75 Jahre alt
Erschienen am:
16.05.2025
Herausgeber:
Caritasverband Karlsruhe e.V.
Verbandszentrale
Wörthstr. 2
76133 Karlsruhe
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76133 Karlsruhe
Beschreibung