Für besonders schutzbedürftige Asylsuchende schafft das Regierungspräsidium (RP) eine neue Unterkunft in Durlach:
Ab November sollen im Anna-Leimbach-Haus bis zu 300 Plätze für Schwangere, Wöchnerinnen und Kranke zur Verfügung stehen. Aktuell wird das Gebäude noch vom Caritasverband als Pflegeheim genutzt, aber bis Ende Oktober geräumt: Der Caritasverband zieht dann mit seinem Heim in das neu errichtete Seniorenzentrum St. Franziskus in der Südweststadt um. Stadtrat Lüppo Cramer, der in der Flüchtlingshilfe aktiv ist, zeigt sich erfreut über die Entscheidung des RP. „Ich kann das nur positiv bewerten, meines Wissens ist es eine einmalige Sache in Deutschland.“
Schon im Februar habe sich die Arbeitsgemeinschaft Schutzraum, die sich vorrangig um Schwangere und Wöchnerinnen kümmert, für eine spezielle Unterbringung dieser Gruppe eingesetzt. Damals waren zunächst die Unterkunft Felsstraße und das Griesbach-Haus in Mühlburg im Gespräch. Außerdem habe die Heimstiftung dem RP angeboten, für die Wöchnerinnen und Schwangere ein Gebäude in der Südstadt zu nutzen, in dem derzeit unbegleitete minderjährige Flüchtlinge unterbracht sind. „Diese ziehen um“, sagt Cramer. Er fände es schön, wenn das RP dieses Angebot ergänzend zu dem Quartier in Durlach annehme, „dort könnte man zum Beispiel alleinstehende Schwangere unterbringen“. 30 Plätze seien in der Südstadt möglich.
Das Anna-Leimbach-Haus mietete das RP für ein Jahr an. Und an einer Anschlusslösung werde bereits gearbeitet. „Es war mir ein persönliches Anliegen, ein eigenes Haus zu schaffen, um maßgeschneiderte Lösungen für Menschen in ganz besonderen Lebenslagen zu schaffen“, versichert Regierungspräsidentin Nicolette Kressl. Wahrscheinlich werde der Kreisverband des DRK die Einrichtung betreiben.Zuletzt gab es Gerüchte, dass in Rüppurr ein neues Quartier entstehen soll – was ein RP-Sprecher nicht bestätigt. Aufgrund der steigenden Flüchtlingszahlen suche man jedoch ganz allgemein immer nach möglichen Unterkünften. Dem RP würden auch Immobilien angeboten, von denen viele jedoch nicht geeignet seien, etwa weil sie zu klein sind. Man sei in jedem Fall im Dialog mit der Kommune. „Wir sehen, dass Karlsruhe seit Jahren einen großen Beitrag leistet. Wir wissen das zu schätzen“, so der RP-Sprecher. Noch im Juli hatte Integrationsministerin Bilkay Öney (SPD) in der Reihe „Stadtgespräche“ im Pavillon angekündigt, dass aufgrund der hohen Belastung Karlsruhes in der Stadt keine weiteren Unterkünfte mehr aufgebaut werden sollten.
Nach RP-Angaben kamen im September bisher 25 000 Menschen ins Land, seit Jah-resbeginn waren es 82 500, von denen 63 580 einen Asylantrag stellten. Andere reisten zum Beispiel in andere Länder weiter. 2014 kamen 26 800 Flüchtlinge nach Baden-Württemberg. Erfahrungsgemäß steigen die Zahlen im September und Oktober an. Das RP Karlsruhe schultert im Land 50 Prozent der Unterbringung, der Rest verteilt sich auf die übrigen drei Regierungspräsidien. „Unser Anteil lag schon mal bei 70, 80 Prozent. Insofern stimmt die Richtung“, heißt es im RP Karlsruhe. Man müsse dennoch darauf achten, dass den Kollegen nicht die Puste ausgehe, die seit über einem Jahr über dem Limit arbeiteten.