Karlsruhe (CV). Geschäfte, Restaurants, Friseursalons und andere Dienstleister sind geschlossen: Selbstständige fürchten um ihre Existenz, Angestellte um ihre Jobs. Wo Einnahmen fehlen, kann schnell das Geld knapp werden. Wie zahle ich die Miete? Wie bediene ich den Kredit fürs Auto? Das sind Fragen, die sich manch einer stellen muss. Dann sind Schuldnerberatungsstellen wichtige Ansprechpartner: "Wer Probleme hat, kann uns telefonisch oder über die Online-Beratung erreichen", sagt Antje Viedt. Sie ist Teamleiterin der Sozialberatung für Schuldner bei der Caritas in Karlsruhe.
"Im Moment stellen wir noch nicht fest, dass die Zahl der telefonischen Anfragen steigt", erzählt Viedt. Auch die Online-Beratung der Caritas-Schuldnerberatung werde in diesen Tagen nicht so genutzt wie erwartet. Eigentlich hatten wir ja gedacht, man würde uns überrennen, aber das ist nicht der Fall", sagt Viedt. Die Anfragen hätten eher abgenommen. Viedt interpretiert das so, dass für die Menschen im Moment andere Fragen im Vordergrund stehen: "Jetzt geht es für viele darum, den Tag zu strukturieren; die Kinder zu beschäftigen, als Ersatzlehrer zu fungieren, notwendige Einkäufe zu erledigen oder Abstands- und Hygieneregeln einzuhalten." Sie ist jedoch davon überzeugt, dass die "große Welle" ab Mai kommen werde.
Viedt spricht von "der Ruhe vor dem Sturm". Die Berater gehen davon aus, dass die Menschen aktuell noch Rücklagen haben, von denen sie zehren können. "Das Einkaufsverhalten können wir noch nicht wirklich beurteilen, wir gehen aber davon aus, dass die Leute nun eher zurückhaltender sind", sagt sie.
Viedt betont, dass die Caritas keine reine Schuldnerberatung anbiete, sondern "ganzheitlichen Ansatz" verfolge. Die Berater der Caritas setzen sich zum Beispiel dafür ein, die Ursachen für die Schuldenproblematik herauszufinden. Dafür stellen sie unterschiedliche Hilfs - und Beratungsangebote zur Verfügung,
Aktuell hätten vor allem die Menschen Schwierigkeiten, die keine gute technische Ausstattung haben, stellt die Teamleiterin fest. "Wer weder Computer noch Smartphone besitzt, fühlt sich jetzt schnell abgehängt", erzählt sie. "Diese Menschen sind froh, wenn wir telefonisch Kontakt halten, denn sie haben großen Gesprächsbedarf", berichtet Viedt. Bei diesen Telefonaten gehe es dann häufig auch um weiteren Bedarf. Dann stellt das Caritas-Team zum Beispiel bei älteren Menschen Kontakte zur Nachbarschaftshilfe her.
Viedt erfährt auch, wenn die Stimmung in einer Familie zu kippen droht. Sie erzählt von einem Mann, dessen Frau zur Corona-Risikogruppe gehört, was besondere Vbrsichtsmaßnahen erfordert. "Dieser Mann fürchtet nun, dass er seinen Nebenjob verlieren könnte," erzählt sie. "Da ist schon Angst vor der Zukunft zu spüren." In solchen Fällen ermittelt Viedts Team auch psychologische Hilfsangebote.
Existenzängste plagen auch Menschen, die ein sogenanntes Pfändungsschutzkonto brauchen. "Um den Pfändurngsfreibetrag zu erhöhen, weil es zum Beispiel Unterhaltsverpflichtungen gegenüber Kindern gibt, sind Bescheinigungen nötig, die aktuell schwer zu bekommen sind", weiß Viedt. "Eigentlich müsste ein Familienkassenbescheid genügen, aber einige Banken erkennen diesen Bescheid nicht an" so Viedt. "Für Familien wird es finanziell schnell sehr eng, wenn zu viel gepfändet wird."
Martina Erhard, BNN
Kontakt (in der Corona-Krise):
Die Caritas-Sozialberatung für Schuldner ist für Erstanfragen von montags bis freitags von 8 bis 13 Uhr erreichbar unter Telefon (07 21) 92 13 35 12 und (07 21) 9 12 43 24. Persönliche Beratung sowie Infoveranstaltungen zur Insolvenz finden derzeit nicht statt.