Das Kettelerheim ist eines von vier Jugendgästehäusern in Karlsruhe, das Auszubildende von außerhalb während ihres Blockunterrichts in der Berufsschule beherbergt. Die Berufsgruppen verteilen sich auf verschiedene Schulzentren im Land, im Raum Karlsruhe drücken unter anderem Tierpfleger, Karosseriebauer oder Vermessungstechniker die Schulbank.
Mehrere Wochen im Jahr wohnen bis zu 100 Leute in den Zwei- und Dreibettzimmern des Kettelerheims. „Bei uns gibt es Vollverpflegung und rund um die Uhr sozialpädagogische Betreuung, denn 25 Prozent der Auszubildenden sind minderjährig", erklärt Ermelinde Alexander, die Einrichtungsleiterin des Jugendgästehauses Kettelerheim. Bei so vielen unterschiedlichen Kulturen und Bildungsständen unter einem Dach, die zum Teil das erste Mal von zu Hause weg sind und Großstadtluft schnuppern, wird es auch mal unruhig. Zudem kommt es bisweilen zu sprachlichen Problemen, weil Flüchtlinge eine Ausbildung aufnehmen. Pädagogische Fachkräfte, die auch nachts in Bereitschaft sind, sowie ehrenamtliche Unterstützer, werden immer wieder gesucht.
„Unser Ziel ist es, Ruhe und Frieden im Haus zu haben und die Gruppen berufsübergreifend zusammenzuführen. Hier werden auch viele Freundschaften geknüpft", sagt Markus Bentele, Abteilungsleiter Jugendwohnen des Caritasverbandes. Dabei hilft das Freizeitangebot des Jugendwohnhauses. „An einem Tag bieten wir Pfannkuchenbacken an, am nächsten ein Fußballturnier. Das gibt uns Gelegenheit, mit den Jugendlichen ins Gespräch zu kommen - und wir haben ein Auge auf sie", sagt Einrichtungsleiterin Ermelinde Alexander.
Vor allem Handwerksazubis nutzten solche gemeinsamen Aktivitäten sehr gerne, da sie körperliche Arbeit gewohnt sind, die sie während der Schulwochen vermissen. Ein Platz im Jugendwohnheim kostet 30 bis 40 Euro pro Tag. Manche Berufsschüler zahlen es selbst, für manche zahle der Betrieb, andere unterstützt ein Berufsförderungsverein. „Inklusive Fahrtkosten zahlt ein Berufsschüler im Wohnheim pro Jahr rund 3 500 Euro", rechnet Alexander vor. Das sei ein happiger Betrag, gerade für niedrig bezahlte Azubigruppen wie die Tierpfleger, die im ersten Ausbildungsjahr auf maximal 500 Euro kämen. „Bisher gab es zwölf Euro Landeszuschuss pro Tag für die Wohnheimkosten, die Schüler mussten also noch 24 Euro aus eigener Tasche aufbringen. Ein Auszubildender hat dagegen geklagt, er argumentierte, dass hier keine Gleichbehandlung gegenüber jenen Berufsschülern herrscht, die während der Ausbildung zu Hause wohnen. Er bekam recht, das Land muss rückwirkend zum Schuljahr 2016/17 die Unterbringung für Blockschüler übernehmen", erklärt Markus Bentele.
Nina Setzler, BNN