Heimweh oder der Verlust eines Angehörigen können Gründe sein, dass bedürftige Migranten aus sogenannten Drittstaaten, die in Karlsruhe gestrandet sind, den Wunsch haben, in ihr Heimatland zurückzukehren. Vielleicht zeichnet sich auch Perspektivlosigkeit in der Fremde ab oder der Fluchtgrund ist mittlerweile weggefallen, weil sich die Verhältnisse in ihrem Herkunftsland zum Guten geändert haben.
Diesen Menschen, vorausgesetzt ihr Wohnsitz ist in Karlsruhe, gibt die Rückkehrberatung der Caritas, zugehörig zum Ökumenischen Migrationsdienst (OMD), Hilfestellung, wie sie ihre Rückkehr nachhaltig gestalten können. "Wir bieten unseren Kunden eine individuelle und vor allem ergebnisoffene Beratung an - wenn notwendig mit Dolmetscher", betont Eva Dengler vom Beratungszentrum im Caritashaus, "denn die Rückkehr soll in Würde und Sicherheit erfolgen". Der Kunde kann anerkannter, geduldeter Flüchtling und seit Kurzem hier sein oder ein Ausländer, der seit 15 bis 20 Jahren hier lebt und Sozialleistung bezieht. Die Rückkehrwilligen - rund 20 von 60 pro Jahr kehren zurück - werden in Gesprächen über die Situation in ihren Herkunftsländern informiert. Perspektiven zur Lebens- und Existenzsicherung werden erarbeitet. Je länger die Abwesenheit, desto schwieriger oft die Wiedereingliederung. Daher kann sich der Beratungsprozess über Wochen und Monate hinziehen. Niemand soll zu einer Entscheidung gezwungen werden, allein die Hilfesuchenden legen fest, ob sie bleiben oder ausreisen wollen. "Oft machen die Konsulate im Herkunftsland Probleme bei der Beschaffung von Ausweispapieren", sagt Hans-Gerd Köhler, Vorstand vom Caritasverband, denn viele Länder wollen ihre Landsleute nicht mehr zurückhaben.
Bereits 2008 entschließt sich die Caritas dem Programm beizutreten, das die Stadt sowie das Land Baden-Württemberg kofinanziert. Die Stadt konnte gewonnen werden, weil Rückkehrer öffentliche Gelder einsparen helfen. Dabei existiert eine Fülle an inländischen und europäischen Förderprogrammen. Etwa ein Drittel der anfallenden Kosten wird aus europäischen Mitteln finanziert und kommt beispielsweise aus dem wichtigsten Finanzierungsinstrument der Europäischen Union, dem Asyl, Migrations- und Integrationsfond (AMIF), der noch bis 2020 läuft. Koordinatorin Dengler kann auf ein komplexes Netzwerk zurückgreifen. Partnerorganisationen wie die Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) und die Internationale Organisation für Migration (IOM) verfügen über zuverlässige Quellen zur Bewertung der Verhältnisse in den Zielländern. Ob eher eine Existenzgründung oder eher eine Arbeitsstelle angestrebt wird, kann so aus der Ferne beurteilt werden. Bis das Flugticket jedoch gebucht werden kann, prüft Dengler, die unter Schweigepflicht steht, unter anderem ob eine unterschriebene Einwilligkeitserklärung vorliegt und klärt auch über mögliche Konsequenzen auf. Bei einer erneuten Rückkehr nach Deutschland müssen die Förderkosten zurückgezahlt werden. "Es gab bisher fast nur positive Rückmeldungen", freut sich Eva Dengler "ein Imbissladen in China, ein Computerladen in Kamerun und ein Kleiderladen in Pakistan wurden von Rückkehrern gegründet".
Jürgen Hotz, BNN