Aber es gibt auch anerkannte und geduldete Flüchtlinge, die aus privaten Gründen, beispielsweise wegen Perspektivlosigkeit auf dem Arbeitsmarkt oder aufgrund familiärer Umstände, sich für die Rückkehr in ihr Heimatland entscheiden. So wurde Hassan (Name geändert), ein 18-jähriger Afghane, mit seinem Betreuer aus der Jugendhilfeeinrichtung bei der Rückkehrberatung vorstellig, um sich beraten zu lassen. Hassan entschied sich für eine Rückkehr in sein afghanisches Heimatdorf, da er nach der Ermordung seines Bruders durch die Taliban seine Eltern, Schwestern und Schwägerin mit Kindern versorgen muss. Die Familie lebt von der Landwirtschaft und ist auf seine Hilfe angewiesen.
„Der junge Mann hatte der Sachbearbeiterin in der Ausländerbehörde seinen freiwilligen Rückkehrwunsch und damit den Verzicht auf einen Schulabschluss mit anschließender Ausbildung in Deutschland mitgeteilt“, erläutert Petra Mols, Rückkehrberaterin im Ökumenischen Migrationsdienst, einer gemeinsamen Einrichtung des Caritasverbandes Karlsruhe und des Diakonischen Werks Karlsruhe.
Zuerst musste geprüft werden, ob Hassan den Rückkehrwunsch richtig durchdacht hat und sich über die Konsequenzen im Klaren war. Danach erarbeitete Mols zusammen mit Hassan ein Konzept zur Existenzgründung, das eine dauerhafte Versorgung für ihn und seine Familie sicherstellt. Da Hassan seit seiner Kindheit auch als Schafzüchter gearbeitet hat, entschied man sich gemeinsam für einen Existenzgründungsplan zu einer Schafszucht mit dem Ziel der Selbstversorgung. Verschiedene Anträge auf Landesmittel, Reag-Garp- und Starthilfe-plus-Förderungen wurden gestellt und Rückkehrvor-bereitungen getroffen. Nachdem die Gelder zur Existenzsicherung genehmigt worden sind und man sich auf die Raten mit den verbundenen Zielsetzungen geeinigt hatte, flog Hassan nach Kabul, wo er das erste bereitgestellte Geld abholen konnte. Jede weitere Rate wurde erst dann bereitgestellt, wenn er belegen konnte, dass er das vorherige Geld gemäß den getroffenen Vereinbarungen genutzt hat. „Wie die Schafszucht wächst, kann ich den Berichten und Bildern entnehmen, die Hassan mir regelmäßig zusendet“, sagt Mols. Bleibt zu hoffen, dass Hassan und seine Familie ohne Überfälle der Taliban weiterhin in ihrem Heimatland leben können.
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