Wir haben immer gut gelebt", sagt Getrud*. Als ihr Mann vor einem Jahr starb, änderte sich für die Karlsruherin mit einem Schlag alles. Plötzlich war sie mit einer kleinen Rente auf sich allein gestellt und konnte laufende Kredite nicht bezahlen. Das gute Leben, wie Getrud es kannte, es war vorbei. Hilfe fand die 64-Jährige schließlich bei der Schuldnerberatung der Caritas. Getrud ist froh, diesen Schritt gegangen zu sein. "Irgendwann konnte ich nicht mehr schlafen." In den Gesprächen mit der Schuldnerberaterin SoGiok Ott wurde zunächst Gertruds Lebenssituation analysier t. "Wir nennen das soziale Schuldnerberatung", erklärt Claus-Dieter Luck, der Einrichtungsleiter desBeratungszentrums Caritashaus. Wichtig sei es, zentrale Faktoren zu beleuchten, di ezu einer Verschuldung führen können, wie Arbeitslosigkeit, Krankheit, Trennung. Letztlich gelte es, Hilfe zur Selbsthilfe zu geben. Gertrud blieb als letzter Ausweg nur die Privatinsolvenz. Zu groß waren die Summen, die über die Jahre durch sogenannte Konsumkredite zusammengekommen waren. "Für das Auto, für Möbel oder auch Kleidung", erklärt Gertrud. Mittlerweile habe sie gelernt "im Kleinen zu leben", wie sie es nennt. Sie schaut, wo sie sparen kann. Hilft eh-renamtlich im Krankenhaus, bekommt dafür im Gegenzug zweimal in der Woche ein warmes Mittagessen. Bis das Insolvenzverfahren abgeschlossen ist, wird es noch Jahre dauern. Gertrud will durchhalten - besonders für ihre Enkelkinder. Was sie sich für die Zeit danach wünscht? "Nicht mehr so verschwenderisch zu sein."
Nach Angaben der Caritas sind in Karlsruhe rund zehn Prozent der Erwachsenen von Überschuldung betroffen. Unentgeltlich Hilfe finden sie bei der Schuldnerberatung der Caritas oder bei der Stadt. Derzeit dauert es ein bis zwei Monate, bis man bei der Caritas einen Termin bekommt. Sei die Überschuldung existenzbedrohend, gehe es auch schneller.
Die Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände - zu der die Caritas gehört - will derzeit mit einer bundesweiten Aktionswoche auf das Thema Schulden aufmerksam machen
Tina Mayer, BNN
* Name von der Redaktion geändert