Es ist kein Einzelfall: Ein junger Mensch ergattert einen begehrten Ausbildungsplatz. Am Bodensee beispielsweise oder in Tauberbischofsheim. Berufsschule und überbetriebliche Ausbildung sind zentral in Karlsruhe zu absolvieren. So weit, so gut. Doch wo wohnen? Die vier Jugendgästehäuser in der Fächerstadt stoßen an ihre Kapazitätsgrenzen. Der Caritasverband Karlsruhe hat seine beiden Jugendgästehäuser, St. Hildegard, in der Ettlinger Straße, und Kettelerheim in der Bismarckstraße, bereits überbelegt.
"Einige Lehrlinge, darunter etliche Zahntechniker, mussten wir abweisen. Rund zehn Dachdeckerlehrlinge stehen auf der Warteliste", bedauern Markus Bentele, Abteilungsleiter Jugendwohnen und Einrichtungsleiter des Kettelerheims, sowie die Einrichtungsleiterin von St. Hildegard, Valentina An. Im schlimmsten Fall würde der Lehrling wohl seine Ausbildung abbrechen, wenn er kein Zuhause finde, befürchten sie.
Eine Art Zuhause ist das Jugendwohnen. Es bietet Auszubildenden, die außerhalb ihres Wohnortes einen Ausbildungsbetrieb oder eine Berufsschule - meist im Block-unterricht - besuchen, Unterkunft, Verpflegung sowie sozialpädagogische Betreuung. Da ein Teil der jungen Menschen noch nicht volljährig ist, muss das Jugendgästehaus rund um die Uhr pädagogisches Fachpersonal als Ansprechpartner haben. "Wir haben Verantwortung für die Azubis", betont Christian Pflaum vom
Vorstand des Caritasverbandes. Hinzu-gekommen ist die intensive Betreuung junger Flüchtlinge. Dafür habe die Caritasstiftung neuerdings ein halbe Stelle als Pilotprojekt eingerichtet.
Nach Aussage von Pflaum ist Karlsruhe ein zentraler Standort für Berufsschulen in
Baden-Württemberg. Viele Azubis suchten verzweifelt nach Unterbringung. Da das Jugendwohnen Ländersache ist, sieht sich die Stadt nicht in der Pflicht. Die Caritas-Jugendgästehäuser wurden in der Nachkriegszeit erbaut und sollen saniert werden. Laut Christian Pflaum gibt es Überlegungen, einen Ersatz-Neubau für beide Jugendgästehäuser zu planen. Doch wo¬her ein bezahlbares Grundstück nehmen? Wenn das Land die Berufsschulen schon konzentriert, sollte es auch für geeignete Unterbringung sorgen, meint man von Seiten der Caritas.
Der Verband stehe gerne als Gesprächspartner zur Verfügung, um Möglichkeiten zu suchen und damit auch zur Sicherung des Berufsschulstandortes Karlsruhe beizutragen, betont Pflaum. Dankbar äußert er sich über eine verbesserte Bezuschussung des Landes für die Unterbringung während des Blockschulunterrichts.
Rund 200 000 Jugendliche nehmen bundesweit Jugendwohnen in Anspruch. In Karlsruhe gibt es 300 Plätze. Außer den beiden Häusern des Caritasverbandes noch das Theodor-Steinmann-Haus und das Kolpinghaus.
BNN, Monika John